Wie kann die Zulassungsprüfung barrierearm gestaltet werden?

Eine Zulassungsprüfung ist eine nicht alltägliche Situation, die für die Bewerber_innen eine Herausforderung darstellen kann. Neben Fragen, die die Prüfungssituation selbst betreffen, sind die örtlichen Gegebenheiten innerhalb der Hochschule und möglicherweise auch die Anfahrt und Verkehrssituation in Berlin für viele Bewerber_innen unbekannt. Die Berücksichtigung einiger nachfolgender Punkte kann für viele Bewerber_innen Barrieren in Bezug auf die Zulassungsprüfung verringern - unabhängig davon, ob sie einen Anspruch auf Nachteilsausgleich haben und/ oder geltend machen. 

Vorabinformationen zur Zulassungsprüfung

Durch detaillierte Informationen zum Ablauf der Zulassungsprüfung kann den Bewerber_innen vorab mehr Sicherheit für die Prüfungssituation vermittelt werden. Für neurodivergente Personen sind Informationen zum zeitlichen Ablauf wichtig, weil sie mitunter feste Abläufe und/ oder Routinen haben, die in der Prüfung nicht gegeben sind. Für sie ist ein konzentriertes Arbeiten an den Aufgaben unter Umständen eher möglich, wenn vorher für sie einigermaßen planbar ist, wie der Tag verlaufen wird. Ein zeitlicher Ablaufplan ist auch für Bewerber_innen mit Studienassistenz oder mit Erkrankungen und / oder Behinderung, die regelmäßig Medikamente einnehmen, mehr Pausenzeiten einplanen müssen oder beispielsweise stillende Mütter oder Schwangere hilfreich oder notwendig. 

Empfehlenswert wäre es deshalb, wenn die Zulassungskommission dem Referat für Studienangelegenheiten einen 
- strukturierten tabellarischen Tagesablauf des/ der Prüfungstag(e)
- mit Angaben von Zeiträumen und der jeweiligen Aufgabenbereiche: das bedeutet nicht konkrete Aufgaben werden zuvor bekannt gegeben, sondern grob umrissen, in welchem Bereich/ in welchem Genre gearbeitet wird 
- mit Angaben von festgelegten Pausen bzw. der Hinweis darauf, dass die Pausengestaltung frei ist
- gut und verständlich lesbar
zur Verfügung stellt, der zusammen mit der Einladung zur Zulassungsprüfung an die Bewerber_innen versendet werden kann. 

Fiktives Beispiel:

   Ablauf des Prüfungstages 1
   Wochentag, Datum
   Ortsangabe

    9.00 bis 10.00 Uhr Mappeneinreichung
   10.00 bis ca. 10.15 Uhr Begrüßung/ Bekanntgabe der Aufgabe(n) am Vormittag
   10.15 bis 13.00 Uhr Aufgabe(n) - Benennen des/ der Aufgabenbereich(e)s
   13.00 bis 14.00 Uhr Mittagspause
   14.00 Uhr Bekanntgabe der Aufgabe(n) am Nachmittag
   ca. 14.10 bis 17.00 Uhr Aufgabe(n) - Benennen des/ der Aufgabenbereich(e)s 
   17.00 Uhr Abgabe der Aufgabe(n)

   Zusätzliche Informationen:
   - Kleinere Pausen können frei gestaltet werden.
   - Die Interviewtermine werden am xx.xx. um xy Uhr bekannt gegeben. 


Vorbereitung und Durchführung der Zulassungsprüfung

Nachfolgend finden Sie einige Tipps für die Vorbereitung und Durchführung der Zulassungsprüfung, die helfen, Barrieren abzubauen. Tauschen Sie sich innerhalb der Zulassungskommission darüber aus, welche Punkte Sie umsetzen können.

- Bestimmen Sie vorab eine "Awareness-Person", die empathisch und während der Prüfung jederzeit für alle Bewerber_innen ansprechbar ist. Die Person sollte sich vor Ort gut auskennen, Orientierung geben können und in Not- oder Ausnahmesituationen handlungsfähig sein. Sie sollte gut erkennbar sein. Beispielsweise kann sie eine Warnweste tragen.
- Überlegen Sie vorab, ob Sie in der Nähe der Prüfungsräume einen Rückzugsraum anbieten können als Ergänzung zum Ruheraum A1.10. 
- Bereiten Sie die Prüfungsaufgaben schriftlich vor: gut lesbar, strukturiert, gern zweisprachig. Falls Sie die Aufgabe(n) in der Regel mündlich stellen, bieten Sie bitte eine schriftliche Formulierung als Alternative. Bitte beachten Sie dazu auch untenstehende Hinweise zur Formulierung. 

Am Prüfungstag selbst ist es für alle Bewerber_innen eine Hilfestellung, wenn Sie vorab in der Begrüßung (nochmal) auf folgende Punkte hinweisen bzw. diese beachten: 


- Stellen Sie die Awareness-Person vor, wenn es eine gibt. 

- Weisen Sie auf die Möglichkeit freier Pausen hin. 

- Weisen Sie auf den Ruhe-/ Rückzugsraum hin.  Die Awareness-Person sollte darüber informieren können und wissen, wo er ist.

- Formulieren Sie Ihre Erwartungen: Erwarten Sie fertige Ergebnisse am Ende der Prüfung oder geht es Ihnen um den Prozess, der Bewerber_innen, der sichtbar wird?

- Weisen Sie einladend auf die Möglichkeit hin, mündliche Nachfragen zu stellen. 

- Die Prüfungsaufgaben und alle sonstigen organisatorischen Informationen sollten gut verständlich formuliert sein. Eine klare und einfache Sprache erleichtert vielen Menschen den Zugang.  Vereinfachen Sie lange Schachtelsätze. Verzichten Sie auf Wortspiele. Vermitteln Sie Aufgaben und Informationen gern zweisprachig und/ oder stellen Sie sie den Bewerber_innen zusätzlich schriftlich zur Verfügung. 

Weitere Informationen zur verständlichen Formulierung finden sie hier unter der Überschrift „Einfache Sprache“: https://helpdesk.kh-berlin.de/help/de-de/164-barrierearme-projektwebseiten/724-was-kann-ich-zur-sprache-beachten

Nutzen Sie gern unterstützende Tools. Mit https://www.deepl.com/de/write können Sie Texte über "Stil" vereinfachen. Weitere Tools finden Sie hier:  https://helpdesk.kh-berlin.de/help/de-de/163-technische-unterstutzung-und-kostenlose-tools.



Erstellt von: +dimensions und ARTplus, veröffentlicht am 09.04.2025.